Armut mit Anmut

Neapel ist eine Stadt zum Fürchten. Für Viele. Die einen fürchten sich vor den großen und den kleinen Gaunern und Verbrechern, die anderen fürchten sich vor den Kräften im Erdinneren, vor dem Vesuv und vor den Phlegräischen Feldern. Wir waren sechs Nächte in Neapel und haben uns nicht gefürchtet. (Bestohlen wurden wir in Amsterdam, nicht in Neapel) Und gelangweilt haben wir uns auch nicht.

400 Kirchen für 1 Mio. Einwohner

Neapel hat eine wunderbare Altstadt, stark geprägt von der katholischen Kirche. 400 Kirchen für eine Million Einwohner – die religiöse Nahversorgung funktioniert gut. Das Eindrucksvollste in Neapel ist eine kleine spätbarocke Kapelle mit einer einzigen bedeutenden Marmorfigur: die Kapelle San Severo. 1753 schuf Giuseppe Sanmartino den Cristo Velato, den verhüllten Christus.
Da liegt Christus, frisch vom Kreuz genommen, sein Gesicht von einem zarten Tuch verhüllt, die schmerzerfüllten Gesichtszüge unter dem Tuch klar erkennbar. Und das nicht gezeichnet oder gemalt, sondern aus hartem, kaltem Marmor gehauen. Das ist eigentlich nicht möglich. Außer in Neapel.

Fotografieren ist hier leider strengstens verboten. 

Pompeii vs. Herculaneum

Vor der Stadt die Antike. Die Ruinen der reichen, weiten Stadt Pompeji, die der Vesuv zerstört hat. Der Vesuv, der vor seinem Ausbruch doppelt so groß war wie der heutige Berg. Da muss jeder hin!

Muss wirklich? Wenige Kilometer entfernt liegt Herculaneum. Während Pompeji ein langsames Sterben beschieden war, ging in Herculaneum alles blitzschnell. Sodass heute viel schönere Details zu finden sind. Kompakt auf engen Raum und mit weit weniger Gedränge. Was macht man dann noch in Pompeji?

Wein kosten in der Cantine Astroni

Und nach der antiken Kultur zur Weinkultur. Mehrere Weingüter rund um Neapel bieten Weinverkostungen an. Wir haben unsere Weindegustation in der Cantine Astroni genossen.

Ein sympathisches kleines Weingut in den Phlegräischen Feldern. Bei dem Spaziergang durch den Weingarten hat man auch einen sehr schönen Blick in den unmittelbar benachbarten Vulkankrater.

Interessant im Weinkeller: seit 10 Jahren wird mit Weinamphoren Erfahrung gesammelt, etwa 2000 Liter Wein lagern so. Christina, die Juniorchefin, spricht ein ausgezeichnetes Englisch und hat ein gutes Wissen um Ihre Produkte.

Unterwelt und Unterwelt

Das eine sind die Gauner, die klischeehaft zur Stadt gehören. Die dem Augenschein nach so schlimm gar nicht sein können, denn überall hängt die Wäsche für jedermann greifbar zum Trocknen aus. Das andere sind verschiedene Katakomben, die um Besucher buhlen. Oder auch der Bourbonentunnel, einst errichtet, um den Bourbonenherrschern einen standesgemäßen Fluchtweg vom Königspalast zum Hafen zu ermöglichen. Später Schutzraum im Weltkrieg, dann illegale Deponie für schrottreife Autos und Motorräder. Eine wilde Mischung.  

Das archäologische Nationalmuseum Neapel- MANN

Auch wenn man kein Museumsfan ist, kann man sich der Faszination kaum entziehen. Wunderbare Exponate: Skulpturen aus Marmor und Bronze, Fresken, Mosaike, auch eine Sammlung pornografischer Kunst… Alles mit sehr viel Platz und Raum in einem Kunst-Palast aus der Renaissance, ursprünglich für die Universität von Neapel errichtet.

Essen in Neapel - Restauranttipps

Pizza

Neapel ist die Heimat der Pizza. Die Pizza Margarita, benannt nach der ersten italienischen Königin, symbolisiert die Nationalfarben durch rote Paradeiser, weißen Mozarella und grünes Baslikum (möglichst frisch natürlich). Begeistert hat uns die Pizzeria Starita, Via Materdei 27

Starita hat 1901 begonnen, Pizza zu backen. Zwischendurch hat auch der Papst einmal vorbeigeschaut.  Heute gilt sie als eine der besten Pizzerien in der Stadt. Samstagabend können durchaus hundert und mehr Gäste vor der Tür stehen und auf Sitzplätze warten. Reserviert wird normalerweise nicht.

Das Ambiente ist einfach, die Atmosphäre lebhaft. Alles ist absolut frisch, die Pizze vielfältigst (Pizza mit Nuss-Pesto und Zucchini ist absolut empfehlenswert) und der Service blitzschnell. Von der U-Bahn Materdei sind’s nur 5 Minuten.

Fisch

Wenn nicht Pizza, dann vielleicht Fisch? Sottocoperta Taverna di Mare, Via Bellini 50
Ein kleines Restaurant – unscheinbarer geht’s kaum. Geöffnet abends, sonntags auch zu Mittag. Die Speisekarte wird mit Kreide auf eine Tafel geschrieben, täglich neu, je nach dem, was der Fischmarkt hergibt. Wir haben uns für das Degustationsmenü um 20 Euro entschieden – von jedem ein Bisschen. Das Personal ist megagut drauf, tanzt durch das Lokal, ohne freundlichem Lächeln geht da gar nix (ohne Reservierung auch nicht!). Am besten gleich den nächsten Besuch reservieren!

Kaffee als gute Tat des Tages

Nach einem guten Essen folgt ein Espresso. Standesgemäß genießt man ihn stehend. An der Theke für durchschnittlich Euro 1,30. Und manche Bars bieten auch die Möglichkeit eines Caffè Sospeso auf Ihren Kreidetafeln an. Der Gast, der sich’s leisten kann, zahlt zusätzlich zu einem Espresso einen Sospeso, einen spendierten Kaffee. Und wenn ein Gast vorbeikommt, der es sich nicht leisten kann, ist sein Kaffee schon bezahlt.  

Tipps zur Unterkunft in Neapel

Gute Nacht, Neapel!

Besonders schön und stilvoll übernachtet man im Decumani de Charme****. Ein kleines Hotel in einem ehemaligen Adelspalast mitten in der Altstadt – und dennoch überraschend ruhig. Die gepflegten Zimmer sind eher unauffällig, doch wenn man frühstückt oder sich zu einem Drink in die Bar zurückzieht, dann ist die Renaissance hautnah um einen herum.   

Noch besser gelegen ist nur noch das Hotel Piazza Bellini***. An der Piazza Bellini gruppieren sich Cafés, Bars und Restaurants um eine kleine antike Ausgrabung. Das Hotel verfügt über einen ruhigen, grünen Innenhof mit einem gemütlichen Frühstückscafé das sowohl innen wie im Freien zum länger Frühstücken einlädt. Antikes auch im Inneren. Was immer gefunden wurde, wurde ins Hotel integriert. Die modernen Zimmer sind sehr unterschiedlich, von kostengünstigen Economy-Zimmern bis zu den Zimmern oben mit großzügigen Terrassen. Da geht der vierte Stern überhaupt nicht ab.

Die vielleicht beste Pension Neapels heißt Noti e Colore** und liegt im Stadtteil Materdei, 120 Meter von der U-Bahn-Station entfernt. Die Zimmer sind piccobello in Ordnung, das Frühstück ist klein und einfach, die Kuchen sind jedoch hausgemacht und von verführerischer Qualität. Das ganz Besondere ist der Gastgeber, Gianni. Er hat uns sofort unser Lieblingsbrot besorgt und auf den Frühstückstisch gestellt, hatte für die Abende die allerbesten Restaurantempfehlungen auf Lager, oftmals auch gleich die Reservierungen vorgenommen und als wir einmal ein Taxi brauchten und ihm verzweifelt ein Whatsapp sandten uns in wenigen Minuten den Transport bestätigt.

Man muss ganz viele Reisen unternehmen, um so einen umsichtigen und warmherzigen Gastgeber ein zweites Mal zu finden.

Steht Neapel jetzt auf deiner Liste?

Dann kontaktiere mich gerne für deine Reiseplanung! Du erreichst mich unter kurt.beyer@geo.at oder per Telefon unter +43 662 890 111 - 234.

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